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In Zukunft weniger geschlechtsspezifische Gewalt

Schüler und Schülerinnen von Calcutta Rescue füllen die Umfrage aus.In den Bildungseinrichtungen von Calcutta Rescue wurde mit einem gezielten Programm für Jungs zum Thema Gleichberechtigung begonnen. Hierdurch sollen sie unterstützt werden, die Muster von Sexismus, häuslichem Missbrauch und geschlechtsspezifischer Gewalt zu durchbrechen, die in den Slumgemeinden, in denen sie leben, weit verbreitet sind.

Mit finanzieller Unterstützung durch die Cloverleaf Foundation aus den Niederlanden wurde ein sogenannter Boys Club gegründet, in dem 160 männliche Schüler im Alter von 10 bis 20 Jahren die Möglichkeit haben, sich mit diesen schwierigen Themen auseinanderzusetzen und darüber zu lernen.

Calcutta Rescue hatte zuletzt einen männlichen Sozialarbeiter, Souvik, eingestellt, um das Programm durchzuführen. Er sagte: "Es ist besser für die Jungen, einen Mann vor sich zu haben, der mit ihnen über soziale Probleme spricht. Wenn ich ihnen zum Beispiel erkläre, dass auch Jungen weinen können, fällt es ihnen leichter, das nachzuvollziehen, weil ich die männliche Perspektive vermittle."

"Einige dieser Jungen stehen erst am Anfang ihrer Pubertät, andere sind bereits junge Erwachsene. Wir wollen so früh wie möglich mit ihrer Sensibilisierung beginnen." Ananya, Leiterin der Bildungsprogramme von Calcutta Rescue, erklärt, dass es schon seit einiger Zeit Schulungen zur Gleichberechtigung gibt: "Wir haben aber beschlossen, einen Schritt weiterzugehen. Wenn wir eine gleichberechtigte Gesellschaft für alle schaffen wollen, müssen die Männer ihren Teil dazu beitragen, die Frauen zu respektieren und Verantwortung teilen. Wenn wir ihre Denkhaltung schon in jungen Jahren erkennen, können wir sie beraten und einen Wandel bewirken, der sie zu besseren Menschen macht.

Die Initiative des Boys Club ist das Ergebnis einer Umfrage in den Klassen 5 bis 12 über die Einstellung zum Thema Geschlechterrollen, die im vergangenen November durchgeführt wurde.

Suchandra, die Beraterin für psychische Gesundheit und leitende Sozialarbeiterin bei Calcutta Rescue, sagte: "Von klein auf sehen sie die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu Hause. Die Schwestern werden oft unter Druck gesetzt, zu Hause zu bleiben und sich um ihre jüngeren Geschwister zu kümmern oder der Mutter bei der Hausarbeit zu helfen, anstatt zur Schule zu gehen. Den Mädchen wird gesagt, dass sie bedeckende Kleidung tragen sollen, und sie werden verantwortlich gemacht, wenn sie belästigt werden. Jungen hingegen werden nicht mit solchen Vorgaben konfrontiert. Deshalb wollten wir eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern von Calcutta Rescue durchführen, insbesondere unter den Jungen, um herauszufinden, wie sie denken".

Sie fügte hinzu: "Es wurden Aussagen wie 'Mädchen können keine guten Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften erbringen' vorgelegt.  21 % der Jungen und sogar 10 % der Mädchen stimmten dieser Aussage zu. Bei einer anderen Aussage 'Mädchen werden gerne von Jungen geärgert' war ich nicht überrascht, dass 25 % der Jungen dieser Aussage zustimmten. Das ist das, was sie von der Gesellschaft gelernt haben.

übersetzt von Juliane Serve